Alles durchgespielt: „Lvl Up“ für Eli Preiss mit ihrem neuen Debütalbum
Das Debütalbum der Wiener Newcomerin Eli Preiss hört auf den Titel „Lvl Up“ und verspricht damit nicht zu wenig. Auf 14 Songs rappt und singt sich Eli von einer popkulturellen Referenz zur nächsten, driftet über das „Regenbogen Boulevard“ und durch die „Glühheisse Wüste“. Dafür braucht sie keine Features, nur ihre eigene Stimme und satte Produktionen zwischen R&B, Hip-Hop und 2000er Garage-Beats. „Lvl Up“ ist der Soundtrack für eine Welt, die sich von Tag zu Tag schwerer in digital und analog aufteilen lässt – und Eli Preiss ist die Schnittstelle.
Neues Jahr, neues Level, neue Eli
Eli Preiss hat ein Faible für Videospiele. Das wissen wir schon seit ihrer Durchbruchs-Single „Nimmasatt“. Dort sieht man sie und Boloboys-Rapper makko als Spielfiguren animiert im Supermarkt abhängen. Das Jahr 2022 startete die Wienerin dann mit einer weiteren Gaming-Referenz. Der Song „LVL UP“ kommt einer Ansage gleich: Alles was jetzt folgt, ist ein Upgrade zur alten Eli, mit Cheatcodes und psychedelischem Trap-Beat lässig am Rest der Szene vorbei. „LVL UP“ stellt außerdem den Titeltrack für Elis Debütalbum, das sie heute nach diversen Singles und EPs veröffentlicht hat.
VR-Technik trifft Musik-Industrie
Die Sache mit den Videospielen und der Ästhetik zwischen Retro und Future meinte Eli ernst, das hat jeder gemerkt, der bei ihrem Prelistening-Event vor Ort war. Denn dort fand man sich auf einmal Auge in Auge mit einer VR-Eli Preiss, die mit moderner Technik auf Headsets projiziert wurde und ihre neuen Songs performte. Von diesen neuen Songs gibts es ganze 14 Stück, zu großen Teilen produziert von befreundeten Beatmakern wie Tschickgott, Matt Mendo und prodbypengg. In dieser vertrauten Runde entsteht ein diverses Soundbild, zwischen schleppendem R&B, Lo-Fi-House, britischen Breakbeats und Hip-Hop-Elementen.
Wie ein roter Faden schlängelt sich hier Elis Stimme durch und glänzt mit verschiedenen Qualitäten. Auf „Slide“ präsentiert sich die Newcomerin sinnlich und gefühlvoll, mit doppeltem Boden und verträumter Trap-Produktion. „In diesem Spiel kommen wir beide ins Ziel / Ich brauch nicht lang, Baby, brauch nicht mehr viel“, haucht Eli Preiss im Song.
„Du wirst nicht schlechter, wenn du sagst, dass andre Frau’n auch gut sind“
Nur wenige Songs später zeigt sie ganz andere Seiten, feiert sich mit der „Bossbitch Anthem“ und slidet mit Westcoast-Beats durch die Mario Kart-Strecke „Glühheisse Wüste“. Eli teilt ordentlich aus, präsentiert sich als selbstbewusste Frau in einer misogynen Szene, die es ihren weiblichen Mitgliedern oft nicht gerade leicht macht: „Ich existiere nur, schon fühl’n sich Rapper angegriffen / Mach’ nur mein Ding, schon denken Bitches, ich sei Competition / Eingebildet, hochnäsig, weil die Nase cute ist / Du wirst nicht schlechter, wenn du sagst, dass andre Frau’n auch gut sind“. Weise Worte von Eli, die eben lieber auf Zusammenhalt statt auf Konkurrenz setzt.
Frischer Wind für deutschen R&B
Spielerisch springt die Newcomerin zwischen Punchlines und Attitude auf der einen Seite, Female Pleasure und Hingebung auf der anderen, immer mit einer Anspielung an die großen Titel der Gaming-Historie auf den Lippen. Am meisten fasziniert sie dabei, wenn sie aus ihrem Kosmos ausbricht, wenn sie auf dem Club-Stampfer „Gameboy“ performt oder sich über rauschende DnB-Beats in der „Simulation“ verliert. Mit „Lvl Up“ manifestiert sich Eli Preiss endgültig als eine der spannendsten Newcomer:innen im deutschsprachigen Raum, ein Unikat der Hip-Hop-Szene und eine Figur, die drauf und dran ist, R&B ein dringend benötigten neuen Anstrich zu verpassen.