Empfehlung des Tages: Berglind – Weiter
Deutschpop wird gerne nachgesagt, er sei flach oder vorhersehbar, inhaltlich und musikalisch. Easy Listening-Material für die Radio-Rotation und die Top 40. Dass deutschsprachige Popmusik aber auch poetisch sein kann und durchaus das Zeug zu Tiefgang hat, beweist die Wiener Musikerin Berglind mit ihrer neuen Single „Weiter“.
Kein unbeschriebenes Blatt
Erst seit 2022 macht Giovanna Fartacek als Berglind Musik und hat in dieser Zeit bereits vier Songs veröffentlicht. Dabei ist die Musikerin aus Wien keineswegs ein unbeschriebenes Blatt: Unter dem Namen Mynth veröffentlicht sie mit ihrem Bruder Mario Fartacek schon seit 2015 englischsprachige Indie-Musik und wurde dafür sogar schon mit dem renommierten Amadeus Award ausgezeichnet. Als Giovanna im vergangenen Jahr dann ihr Solo-Projekt Berglind startet, hat sie also bereits einiges an Erfahrung vorzuweisen, genauso wie ihr Bruder Mario, der auch hier als Produzent im kreativen Prozess involviert ist.
Poetischer Pop auf Deutsch
Durch die Texte in ihrer Muttersprache Deutsch kommen die Songs von Berglind direkt bei ihren Hörer:innen an, trotzdem sind sie von einer Poesie und Lyrik durchdrungen, die sich von vielen anderen Pop-Acts deutlich abhebt. In dieser Hinsicht erinnert Berglind vielleicht an ihren Wiener Kollegen Oehl, dessen Song „Über Nacht“ sie 2020 in einer alternativen Version coverte. Auch der neue Song „Weiter“ kann wieder mit beeindruckenden Songwriting-Qualitäten glänzen.
Diesmal beschäftigt sich Berglind mit der Vergangenheit und der Zukunft und den Narben und Erinnerungen, die man von der einen Etappe des Lebens in die nächste mitnimmt. „Blättere nicht mehr zurück / Hier ist alles längst verwischt / Geh mit dir nicht ins Gericht, geh weiter“, singt Berglind gefühlvoll in der Hook. Die Instrumentierung fällt dabei passend zu diesem Appell entsprechend sanft aus, subtile Piano-Klänge, verwoben mit alternativem Elektro-Pop. „Weiter“ ist zart, aber nicht zu zart, Berglind weiß kann an den richtigen Stellen durchaus aufbrausend werden. Mit dem gitarrenlastigeren Sound von Mynth hat das nur wenig zu tun – das hier ist anders, das hier ist Berglind.