ESNS Exchange: Ein Austauschprogramm für europäische Newcomer:innen
Werbung: Dieser Beitrag ist in Kooperation mit ESNS Exchange entstanden.
Wir schauen uns fünf Acts an, die von den renommiertesten Booker:innen Europas im Namen des ESNS Exchange Programm zu den vielversprechendsten Live-Acts der nächsten Jahre erkoren wurden. Mit dabei: Meskerem Mees, Los Bitchos (Foto), Molchat Doma u. a.
Bisher nannte es sich The European Talent Exchange Programme (ETEP), ab diesem Jahr heißt es ESNS Exchange. Aber die Umbenennung ist eher so eine klassische „Raiders heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix“-Geschichte, wie man im Boomer-Sprech sagen würde. ESNS Exchange bwz. ETEP sorgen nämlich seit Jahren dafür, dass europäische Acts mit Potential in ganz Europa Auftrittsmöglichkeiten bekommen. Dreh- und Angelpunkt ist dabei das renommierte Showcase Festival Eurosonic Noorderslag, das in normalen Zeiten schon Mitte Januar der Kick-off für die Live-Saison ist. Wer Teil des ESNS Exchange wurde und wird, hat sozusagen das Gütesiegel der renommiertesten Festival-Booker*innen des Kontinents, die diese Acts dann in vielen Fällen auf ihre Festivals buchen.
Die Liste jener Acts, die vom ESNS gefördert wurden, liest sich bis heute ziemlich eindrucksvoll: Agnes Obel, Benjamin Clementine, James Blake, The xx, Aurora, Rejjie Snow, IDLES, Sigrid, Black Midi – um nur die bekanntesten zu nennen. Sie alle hatten nicht zuletzt auch dank dieser Förderung die Chance, ihren Ruf als gute Live-Nummern auf zahlreichen Festivals zu verfestigen. Die Acts des letzten Jahres hatten diese Möglichkeiten dank der verfickten Pandemie natürlich nur sehr begrenzt – und trotzdem hat das ESNS Exchange Programm rausgeholt was ging an Promotion, virtuellen und/oder Corona-konformen Auftrittsmöglichkeiten. Trotzdem dachten wir uns, dass sie bei uns noch einmal eine Bühne bekommen sollten – damit ihr euch diese Namen für die nächste, hoffentlich wieder „richtige“ Festivalsaison vormerken könnt. Wir haben uns aus den 143 Acts aus 31 Ländern, die in den letzten zwei Jahren vom ESNS Exchange gefördert wurde, fünf der spannendsten rausgepickt.
My Ugly Clementine
Sophie Lindinger, Mira Lu Kovacs, Kem Kolleritsch und Nastasja Ronck sind allesamt schon länger höchst umtriebig unterwegs in der Wiener Musikszene. Lindinger singt, textet und schreibt beim Duo Leyya, Kolleritsch sollte man als MC Kerosin95 auf dem Schirm haben, Kovacs macht auch als Schmieds Puls sehr eigen und sehr erfolgreich Musik und singt außerdem bei 5K HD, die sehr spannenden Avantgarde Pop zelebrieren. Man darf also schon sagen, dass My Ugly Clementine so etwas wie eine Allstar-Band sind, auch wenn sie das selbst vermutlich nicht so sehen. Was aber unbestreitbar ist: Dass ihr 2020er-Album „Vitamin C“ eines der besten österreichischen Alben zwischen Indie, Pop und Punk des letzten Jahres war, dass sie eindrücklich zeigen, dass Gitarrenmusik dieser Art mitnichten pimmelig sein muss und dass sie live ein unwiderstehliches Charisma haben.
Molchat Doma
Diese Band kennt man, wenn man auch nur fünf Minuten im Leben bei TikTok verbracht hat. Ihr Song „Sudno (Boris Ryzhy)“ wurde eine Weile für alles verwendet, was auch nur entfernt russisch oder kommunistisch wirkt. Dabei stammt die Band um den charismatischen Sänger Egor Shkutko aus Minsk, der Hauptstadt von Belarus. Man darf davon ausgehen, dass sie dort gerade nicht mehr leben (wollen), seitdem der diktatorisch regierende Aljaksandr Lukaschenka den Staat immer mehr in eine lupenreine Diktatur verwandelt, kreatives Leben erstickt und Kritiker*innen verhaften lässt. Shkukto sagte schon im letzten Jahr in einem Interview, ihr Heimatland sei „fucked up“ – und seitdem hat sich die Lage noch um einiges verschlimmert. Auch die Verklärung des sowjetischen Lifestyles, für den ihre Songs bei TikTok gerne verwendet werden, sehen sie eher belustigt, weil sie „nicht an diesen Mythos glauben, dass da alles besser sei“, wie sie mal in einem anderen Interview sagten. Trotzdem: Molchat Doma sind keine TikTok-, sondern eine Liveband: Wer einmal gesehen hat, wie sie ihren New-Wave-Entwurf auf die Bühne bringen und wie Egor Shkutko dabei abgeht, wird diesen Anblick niemals vergessen.
Alicia Edelweiss
Noch einmal Österreich: Alicia Edelweiss ist in Waidhofen an der Ybbs aufgewachsen, hat österreichisch-britische Wurzeln, machte schon in Spanien Straßenmusik, schrieb in Portugal ihren ersten Song, spielt Akkordeon, Gitarre, Klavier und Ukulele und singt zum Beispiel über das Leben als Frau, ihre Faszination für Kakerlaken und über das Gefühl der Heimatlosigkeit, das sie in Bewegung hält und niemals so richtig ankommen lässt. Wer sie auf der Bühne sieht, spürt und sieht gleich, dass sie kein Problem mit dem Label „Freakfolk“ hat, das man ihrer Musik oft anheftet.
Los Bitchos
Die vier Frauen dieser Instrumental-Band mit Hauptwohnsitz in London kommen aus vier Ecken der Welt, haben sich auf Partys und über Freunde kennengelernt und dank ihrer Instant-Sympathie gleich mal eine Band gegründet. Ihre Musik klingt, als würden sie gerade im Saloon einer Kleinstadt an der Grenze zu Mexiko ein Runde brennender Sambucas runterspülen oder als hätten im Titty Twister einen Vertrag als Hausband unterschrieben. Für die südamerikanischen Sounds ist Agustina Ruiz (Keytar) aus Uruguay verantwortlich, Josefine Jonsson (Bass) aus Schweden bringt den Pop-Einschlag mit, Schlagzeugerin Nic Crawshaw aus England kann ihre Vergangenheit in diversen Punkbands nicht verleugnen und die australische Multi-Instrumentalistin Serra Petale ist für den anatolischen Anteil und die coole Gitarre zuständig. Sie sagt auch: „Wir wollen klingen wie Van Halen und die Cocteau Twins, aber aus der Türkei.“ Diesen Satz hätte sich kein Musikjourno der Welt besser ausdenken können. Wie hypnotisch das alles live wirkt, kommt im Video oben ziemlich gut rüber.
Meskerem Mees
Zum Schluss noch ein Blick nach Belgien – eh immer eine gute Adresse für spannende Musik. Die junge Songwriterin ist in Äthiopien geboren und wuchs in Belgien bei Adoptiv-Eltern auf. Ihr Debüt-Album „Julius“ erschien im Herbst und hätte unserer Meinung nach noch viel mehr Presse verdient. Diese wundervolle, weiche Stimme, unverkennbare Hits wie „Joe“ (ihr erster veröffentlichter Song, der nicht mehr braucht als Stimme und Gitarre) oder „Seasons Shift“ zeigen eine 22jährige Künstlerin, die noch Großes vorhaben dürfte. Julius ist übrigens der Esel, der auch auf dem Albumcover zu sehen ist – er lebt seit Jahren glücklich im Garten ihrer Adoptiv-Eltern und sei ihr ein „guter Freund“ geworden. Mesekerem Mees ist eine Sängerin und Songwriterin, die mit wenigen Mitteln wohl jeden in ihren Bann ziehen kann – und eine, die wir nur zu gerne in einem kleinen, schummerigen Club live erleben möchten.
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Dieser Beitrag ist in Kooperation mit dem ESNS Exchange entstanden.