Empfehlung des Tages: Marie Bothmer – Vollnarkose
Die Berliner Newcomerin Marie Bothmer hat immer wieder bewiesen, dass sie weiß, wie man Lieder über Liebeskummer schreibt. Während die Metaphern dafür in den letzten Songs etwa ein plagender „Kater“ oder eine melancholische Runde im „Swimmingpool“ waren, ist es jetzt die „Vollnarkose“.
Es geht um den Versuch, das Herz zu betäuben, um Schmerzen zu entfliehen. Marie sagt dazu: „Wenn das Herz schmerzt, möchte man das nur ungern direkt in gesundem Maße verarbeiten. Mein Go-to-Mechanismus ist leider sich zu betäuben, Gefühle unterdrücken und schauen, dass sie nie hochkommen.“ Dass diese Verdrängung aber keine Lösung bietet, realisiert Marie, sobald sie wieder aufwacht. Denn dann ist der Schmerz immer noch da.
Trost findet sie nur im kalten Wetter, während sie allein durch die Stadt läuft. So singt sie vom „Herbstlaub unter der Sohle“ und von „Pfützen voller Regen“. Über den Regen freut sie sich, da dieser ihre Tränen gekonnt versteckt. Sowohl im Song als auch im Musikvideo wollte Marie bewusst diese herbstliche Ästhetik transportieren: „Ein Song, der lyrisch diesmal, finde ich, etwas offener gehalten ist und mehr eine Berlin Mood im Herbst einfangen soll, als nur Liebeskummer zu beschreiben.“
Ähnlich kühl ist das Instrumental. Gewohnt modern und elektronisch, mit einem dunkel pulsierenden Bass und einem lebhaften Drumbeat. Maries Stimme und manche Instrumente werden hin und wieder mit Filtern belegt, als würden sie zurück in den Narkosezustand fallen. Somit konterkariert „Vollnarkose“ die entspannte, wenn auch melancholische Leichtigkeit, die noch der letzten Single „Kater“ innewohnte. Beide Songs sind Vorboten von Maries Debütalbum, das im Frühjahr erscheinen und dann im April auch auf einer Clubtour präsentiert wird.
Hier gibt’s täglich neue Song-Empfehlungen:
Marie Bothmer – Live 2023 – präsentiert von DIFFUS
14.04. Berlin, Privatclub
15.04. Hannover, Lux
16.04. Hamburg, Häkken
20.04. Köln, Yucca
21.04. Leipzig, Neues Schauspiel