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Neue Single „I Love You“: Fontaine’s D.C. über ihre Hass-Liebe zu Irland

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Fontaine’s D.C. gehören aktuell zu den spannendsten Musik-Exporten, die Irland zu bieten hat. Schon mit dem 2019 erschienen Debüt „Dogrel“ manifestierte sich da Quintett um Frontmann und Sänger Grian Chatten zur großen Post-Punk-Hoffnung – eine Erwartungshaltung, die die Band mit dem Nachfolger „A Hero’s Death“ mühelos sprengte.

Aber wie geht es nun weiter? Fontaine’s D.C. sind drauf und dran, im April ihr drittes Album „Skinty Fia“ zu veröffentlichen. Nachdem die erste Single „Jackie Down The Line“ den morbiden Post-Punk-Sound mit Brit-Pop- und Grunge-Einflüssen aufbrach, begibt sich die Band mit „I Love You“ nun vorallem inhaltlich auf neues Terrain.

Fontaine’s D.C. – I Love You

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Politischer denn je zuvor

Der Titel „I Love You“ liest sich dabei natürlich schnell wie eine Liebeserklärung. Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Denn mit „You“ ist hier in erster Linie keine Person, sondern die irische Heimat der fünf Musiker gemeint. Während Punk eine subversive und politisch aufgeladene Tradition hat, war es ein Bestreben der Post-Punk-Pioniere in den 80ern, sich von eben dieser frei zu schwimmen. Fontaine’s D.C. versuchen sich nun aber doch an dieser Baustelle, so bezeichnet Sänger Grian Chatten „I Love You“ als „den ersten offen politischen Song, den wir je gemacht haben“.

Poesie und Klartext

Für seine innere Zerrissenheit gegenüber Irland findet er im Song wie gewohnt poetische Worte: „I loved you like a Penny loves the pocket of a priest / And I’ll love you ’til the grass around my gravestone is deceased“. Zum klagenden Gitarren-Klang streift Chatten im Video durch eine Kirche, die in unheilvollem Rot erstrahlt. 

Der Song steigert sich dabei im Lauf seiner Spielzeit immer weiter, bis Chatten irgendwann eindringlich frontal in die Kamera singt. An den richtigen Stellen versteckt er sich nicht hinter Metaphern, sondern nimmt klare Bezüge, wie etwas zur hohen Suizid-Rate unter jungen Männern in Irland: „Hold a mirror to the youth and they will only see their face / Makes flowers read like broadsheets, every young man wants to die / Say it to the man who profits, and the bastard walks by“

Mit „I Love You“ finden Fontaine’s D.C. einen eindrucksvollen Mittelweg zwischen Liebe und Verbundenheit zur eigenen Kultur auf der einen Seite und Kritik an Missständen in der Vergangenheit und Gegenwart des Landes auf der anderen. Wenn es mit dieser musikalischen und inhaltlichen Intensität weitergeht, macht „Skinty Fia“ schon jetzt gute Anstalten, seinen Vorgängern den Rang abzulaufen.

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