Orbit und die musikalische Interpretation von Heimat und Nostalgie
„Ein himmlischer Ort zwischen Wäldern, weiten Feldern und einem Strand am Fluss. Hier bin ich aufgewachsen, mit meinen Freunden, eine Gruppe an Kindern, die sich in der Schule kennenlernten und sich entschieden, zusammenzubleiben. Hier leben, kreieren und träumen wir.“ Diese Sätze zieren Orbits Spotify-Bio und transportieren, womit sich Marcel Heyms Ein-Mann-Projekt auseinandersetzt: Heimat, Nostalgie, Jugend, Älterwerden. Verpackt in musikalische Kontraste zwischen Indie und Electronica, melancholisch und träumerisch.
Marcels Anfänge sind recht klassisch: Er beginnt als Bassist in der Band „Casting Louis“, zusammen mit seinem Bruder und zwei Freunden. Damit können sie auch durchaus Erfolge erlangen: Auftritte auf dem Hurricane Festival 2012 etwa oder als Vorband für Silbermond. In einem Interview vor diesem ersten Arena-Konzert mit Silbermond sagen sie noch bescheiden: „Wir wünschen uns einfach, dass wir bei den Leuten einen möglichst guten Eindruck hinterlassen werden“.
Marcels Karriere als Produzent beginnt dann vor allem mit einem Umzug nach Berlin, der auch durchaus Früchte trägt: Er knüpft viele Verbindungen und so kommen dann später auch Zusammenarbeiten mit Prinz Pi oder MoTrip zustande. Er merkt aber schnell, dass der Vibe der Großstadt nichts für ihn ist und flüchtet wieder nach Achim, seine kleine Heimatstadt in der Nähe von Bremen. In seinem Homestudio entstehen dann die ersten Songs für sein ganz eigenes Projekt „Orbit“. Die erste EP „Perspectives“ erscheint im Februar 2020 und kann, ohne Plattenfirma im Rücken, innerhalb von einem Jahr schon über zwei Millionen Streams erreichen.
Diese Rückbesinnung auf die Heimat ist der Funke, der das Projekt ins Leben ruft, als nostalgische Würdigung der Wurzeln – die mit dem Namen „Orbit“ im Kontrast stehen. Und das hört man auch in der Musik: Auf der einen Seite sind da akustische Gitarren und Indie-Melodien, diese beschwören Bilder eines ruhigen, ländlichen Lebens herauf. Auf der anderen Seite sind da sphärische Synthesizer, elektronische Drums und Effekte auf Marcels Stimme, die der Musik eine kosmischere Dimension geben, eine Sehnsucht nach mehr.
Nach zwei EPs und dem Quarantäne-Demotape „Fever Dreams“ steht im April 2023 für Orbit nun eine dritte EP an. Ein paar Singles erschienen im Hinfiebern daraufhin auch schon, darunter das atmosphärische „Missing the Moon“, das Marcel als den „düstersten Song, den ich je geschrieben habe“ bezeichnet. Währenddessen ist er auch immer noch hier und da als Produzent für andere Künstler:innen zu hören: Zum Beispiel hat er zusammen mit Florida Juicy am Beat von Verifizierts neuster Single „Suzuki Swift“ gebastelt.