Das Buch zur Woche: Anna Kavan – „Eis“
Da unser Buchredakteur Daniel nicht immer nur den Neuveröffentlichungen hinterher laufen möchte, wird er zwischendurch immer mal wieder persönliche Lieblingsbücher vorstellen. Die lose Reihe beginnt mit dem Roman „Eis“ von Anna Kavan – im Original erschienen im Jahr 1967, ein Jahr vor dem Tod der Autorin. „Eis“ ist wahrlich ein kaltes, irritierendes, poetisches, manchmal brutales Buch, das zu gleichen Teilen beunruhigt und begeistert. „Eis“ gilt außerdem in gewissen Kreisen als verkannter Klassiker und Anna Kavan lange Zeit als große Unbekannte der Literaturgeschichte – die allerdings später prominente Fans wie den Science Fiction Autor J.G. Ballard und die französische Autorin Anaïs Nin.
Anna Kavan heißt allerdings gar nicht wirklich Anna Kavan, sondern Helen Ferguson geborene Woods. Das war der bürgerliche Name der britischen Tochter aus gutem Hause, unter dem sie ihre ersten sechs Romane veröffentlichte. Es gab in zwei dieser Bücher jedoch eine Protagonistin, die Anna Kavan hieß – und so beschloss Ferguson nach einem Klinikaufenthalt, ihren Namen zu ändern. Als Anna Kavan veröffentlichte sie ihr zwei erfolgreichsten Bücher: das leider noch nicht übersetzte „Asylum Piece“ und eben „Eis“. Das 1967 leider ihre letzte Veröffentlichung war. Nur ein Jahr später wurde Anna Kavan tot in ihrer Wohnung in Notting Hill aufgefunden. Angeblich ätzte damals ein britischer Polizist, man hätte in der Wohnung genug Heroin gefunden, um die ganze Straße zu killen.
„Eis“ ist in deutscher Sprache 2020 beim Diaphanes Verlag erschienen, die englische Ausgabe ist ein schmuckes Taschenbuch aus der eh immer guten „Penguin Modern Classics“ Reihe.

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