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Nach rassistischem Angriff: Moderatorin Steph Karl klagt gegen AfD-Politiker

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Trigger-Warnung: In diesem Artikel geht es um rassistisch motivierte Gewalt.

Auch wenn viele davon nicht aktiv betroffen sind oder es nur selten mitbekommen: Rassistische motivierte Diskriminierung und Gewalt ist für viele Millionen Menschen in Deutschland eine Realität, mit der sie alltäglich klar kommen müssen und die leider viel zu oft ohne Konsequenzen bleibt. So schien es auch im Fall von Steph Karl, ehemals Moderatorin für 16Bars, heute Angestellte bei Warner Music. In der gestrigen Nacht meldete sie sich mit einem Videostatement per Instagram zu Wort, um über einen Vorfall zu berichten, der sich bereits 2021 zugetragen hat, über den sie aber erst jetzt sprechen könnte.

„Ich bin kein N-Wort. Ich bin ein fucking Mensch.“

„In 2021 wurden ich und meine beste Freundin Opfer eines rassistisch motivierten Angriffs“, erzählt die Musikjournalistin eingangs. Dieser habe sich in Berlin-Kreuzberg/Mitte zugetragen, wo sie mit ihrer Freundin, ebenfalls eine POC, in einem Café wiederholt von einem anderen Kunden rassistisch beleidigt worden sei. „Er hat uns mehrfach das N-Wort genannt und dann auch das N-Wort gegendert, das fand er besonders witzig.“ Die beiden Freundinnen hätten versucht, die Situation zu deeskalieren und den Laden verlassen, worauf hin ihnen der Mann gefolgt sei und sie weiter beleidigt habe. Irgendwann habe Steph ihn konfrontiert: „Irgendwann reicht’s auch einfach. Ich hab ihm gesagt: ‚Ich bin kein N-Wort. Ich bin ein fucking Mensch.‘ Woraufhin er mir ins Gesicht geschlagen hat und wir uns letztendlich einfach auf dem Gehweg geprügelt haben. In dieser körperlichen Auseinandersetzung hat er mich dann einfach auch gebissen.“

Prozess am Mittwoch

Verschärft wird die Situation zusätzlich durch den Umstand, dass der mutmaßliche Täter zum damaligen Zeitpunkt AfD-Abgeordneter gewesen sein soll. Laut Informationen des Tagesspiegels soll es sich dabei um Dr. Kai Bormann handeln, Bezirksverordneter in Berlin-Mitte. Nach dem Vorfall hat er selbst Anklage gegen die beiden Frauen erhoben, das Verfahren wurde jedoch schnell eingestellt. Nun geht Steph Karl im Gegenzug vor Gericht, am Mittwoch soll der Prozess stattfinden. Ihr Statement schließt sie mit folgenden nachdrücklichen Worten: „Ich hoffe er wird verurteilt. Weil er dachte, glaub ich, in dem Moment, dass er das alles machen kann und dass es für ihn keine Konsequenzen hat, aber es hat jetzt Konsequenzen. Ich hoffe, dass euch das niemals passiert. Bitte guckt YouTube-Videos über Selbstverteidigung, bitte geht in Selbstverteidigungs-Kurse, schützt euch, wehrt euch, weil niemand hat das Recht darauf, euch rassistisch zu beleidigen, niemand hat das Recht darauf euch körperlich weh zu tun.“

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