Shoki ist der feuchte Albtraum aller Macker-Männer
Zu Beginn dieses Beitrags sollten wir erstmal einen Disclaimer aussprechen: Dieser Artikel sollte nicht im Beisein von Kindern konsumiert werden. Genau wie die Musik von Shoki. Denn hier spritzen Körperflüssigkeiten jeglicher Art und alles was nicht bei drei auf dem sprichwörtlichen Baum ist, wird hypersexualisiert und in Latex eingekleidet. Wenn man das akzeptieren oder sogar feiern kann, steht einem nichts mehr im Weg, um kopfüber durch das Glory-Hole in Shokis Wunderland abzutauchen.
Die TBK Familie
Über die Regentin dieser FSK18-Welt weiß man fast nichts – schließlich versteckt sie ihr Gesicht hinter einer Latex-Maske, die neben ihren Zöpfen jetzt schon zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Die Anonymität teilt sie sich mit den anderen Mitgliedern von Tiefbasskommando – ihrer Rap-Crew, die seit 2019 den Berliner Untergrund zum Zittern bringt. Die Truppe tobt sich auf Beats zwischen Electro, Trance und Miami Bass aus und ruft damit bei den älteren Semestern mit Sicherheit Erinnerungen an die goldenen Tage von Berlin Crime, Bassboxxx oder 2 Live Crew wach. Seit 2020 ist Shoki Teil der TBK-Familie und taucht auf dem „Ekeltape“ erstmals mit einem eigenen Song auf, der direkt zum Untergrund-Hit avanciert.
„Eine wie mich“ präsentiert schon viele Qualitäten, die die Musik von Shoki heute auszeichnen: Ein reduzierter, aber scheppernder Sound wie direkt aus Roland TR-808 und dazu viele Lyrics über Drogen und noch mehr über Sex. Diese Schiene fährt sie seither sehr erfolgreich auf weiteren TBK-Projekten wie „Breakdance auf Scherben“ oder zuletzt „Retox“ und inzwischen auch mit eigenen Releases. So liefert Shoki 2022 allen, die bisher noch nichts von ihrem Genius mitbekommen haben, nochmal eine Vorstellung: „$hoki“ ist die Selftitled-Hymne, die jedes Pokémon gerne hätte – nur eben so versaut, dass einem beim Hören glatt die Schamesröte ins Gesicht schießt.
„Ich steh auf Shoki, wie das Milka-Emblem!“
Dass Shokis Dirty Talk durchaus Mainstream-Appeal hat, zeigt ihre jüngste Zusammenarbeit. Anfang Oktober erscheint die Rapperin als Featuregast auf „Denk mal drüber nach…“, dem neuen Tape von Ski Aggu. Der rappt eingangs sogar „Ich steh auf Shoki wie das Milka-Emblem!“ und stellt die Newcomerin so an prominenter Stelle seinem rasant wachsenden Publikum vor. Als Aggu sie dann auch noch bei seinem Releasekonzert in der ausverkauften Columbiahalle auf die Bühne holt ist klar: Shoki funktioniert nicht nur in einer Druffi-Untergrund-Blase, sondern eben auch auf der großen Bühne.
Jetzt erst recht!
Obwohl seither jede Menge Blicke ihren Werdegang gespannt verfolgen, lässt sich Shoki von der neuen Aufmerksamkeit nicht beirren. Ihre neue Single „Filme“ klingt wieder absolut kompromisslos, wie als wolle Shoki sagen: Jetzt erst recht! Zwischen rasselnden Beat-Elementen und Synthies malt sie ihre Sex-Fantasien in schockierenden Sprachbilder: „Will‘ meine Hüften auf dir kreisen / Mich an deinen Schenkeln reiben / Will’ kein Quickie, will’ ne Reise / Will’ es mehrmals mit dir treiben“. Was andere nur still und heimlich denken, packt Shoki kokett in Reime und genießt sichtlich die Provokation.
Ob das nun der Feminismus der Zukunft ist oder eher misogyne Klischees fördert, darüber lässt sich streiten. Aber eigentlich holt sich Shoki nur das zurück, was die rappende Männerwelt schon seit Jahrzehnten ganz selbstverständlich praktiziert: Das andere Geschlecht sexualisieren und dabei, zumindest lyrisch, auch mal degradieren. Dieses Konzept hat für Frauenarzt, King Orgasmus One und Co. schon ihre ganze Karriere lang funktioniert – wieso sollte also nicht mal ausnahmsweise eine Frau am Zug sein und ihre Sexualität musikalisch so ausleben, wie sie es für richtig hält?

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