DIFFUS

„Symba Supermann“: Was kann das Debütalbum von Symba?

Posted in: News
Tagged: Symba

Es war an der Zeit. Allerhöchste Eisenbahn sogar. Schon seit 2019 mischt Symba die hiesige Rap-Szene auf und hat mit Songs wie „Maxi King“, „Blockparty“ und „Angels Sippen“ den Sound der neuen Berliner Schule entscheidend mitgeprägt. Symba und seine Playboysmafia Kollegen Pashanim, Abuglitsch und RB030 sind Meister darin, sich rar und begehrt zu machen und mit minimalen Lebenszeichen die maximale Aufmerksamkeit zu erzielen. Aber die Zeiger des Zeitgeists ticken unermüdlich und der Mythos um Pasha und Symba verblasst langsam aber sicher. Es gibt neue Grünschnäbel am Block, die das Interesse einer neuen Generation auf sich ziehen und für die Playboysmafia wird es Zeit, sich einen etablierten Platz in der Szene zu festigen, bevor ihr Zenit überschritten ist.

Das erste Album aus dem Hause Playboysmafia

Das haben die beiden Rapper erkannt und entsprechend umgesetzt. So hat Pashanim schon im vergangenen Jahr mit „Himmel über Berlin“ ein erstes längeres Tape mit ganzen zehn Songs vorgelegt – Luxus, wenn man nach Playboysmafia-Maßstäben zählt. Nun zieht Symba nach und veröffentlicht mit „Symba Supermann“ gleich ein ganzes Debütalbum. Auf seinem „Battlefield Freestyle“ feixte er vor nicht allzu langer Zeit noch: „Sie woll’n ein Album, doch bekommen kein Album / Das ein Drei-Gang-Menü und nicht All-You-Can-Eat“. Aber wie schmeckt denn nun das vollständige Buffet mit elf Anspielstationen?

Hier wäre eigentlich etwas eingebettet. Du hast aber Embed und Tracking deaktiviert. Jetzt aktivieren.

Auf den ersten Bissen: Lecker! Wer Symba kennt und liebt, wird sich hier schnell wohl fühlen. Mit gewohnt spielerischer Attitüde jongliert der Rapper Instrumentals von Newcomern wie Mistersir und Sira, aber auch etablierten Beatmakern wie Stickle, Miksu / Macloud und Bazzazian. Die Vorab-Singles „Late Time“ und „Power Ranger“ ließen auf subtilen Trap-Sound schließen und tatsächlich fügt sich ein großer Teil von „Symba Supermann“ in diesen Stil. Die Beats fallen wertig, aber eher zurückgenommen aus und lassen Symba Raum, um seine ausgefallenen Hooks trällern – meist mit Erfolg.

Hier wäre eigentlich etwas eingebettet. Du hast aber Embed und Tracking deaktiviert. Jetzt aktivieren.

Trotzdem gibt es immer wieder Überraschungen. Der Opener „Hdgdl“ holt uns mit einer wirren Fusion aus Jersey Club, Country und Hyperpop in das Album, über die Symba leichtfüßig wie eh und je tänzelt: „Schreib mir Hdgdl, vielleicht schick ich dann ein Herz / Manche Leute tragen Waffen, and’re Leute tragen Schmerz“. Der Piano-Beat von „SIM City“ klingt nervös, aufgewühlt, nach Lil Baby oder hierzulande Flavio, Musik um Opps in einer dunklen Gasse aufzulauern.

Um was geht es eigentlich?

Die Straßen-Attitüde wird immer wieder mit Symbas eigenwilligem Humor aufgebrochen: „Ich hab Ugg-Boots an mei’m Fuß und trag ‘ne Baby-G / Trag ’nen Tamagotchi, doch ich trade nie“. Gleichzeitig zeigen Zeilen wie diese das große Problem der Platte. Die meiste Zeit beschreibt Symba einfach seinen Alltag, seinen Kleiderschrank, seinen Freundeskreis, seine Hobbys. Wirkliche Themen und Inhalte sucht man auf „Symba Supermann“ vergeblich. Nicht, dass es diese in der Vergangenheit gegeben hätte, aber oft ist es eben genau das, was ein Album zusammenkittet und für einen roten Faden sorgt. Auch Titel und Cover werden nie so richtig aufgegriffen und scheinen nur einen vage Vibe vorzugeben – wie bei einem Mixtape. Ähnlich verhielt es sich schon bei Pashanims „Himmel über Berlin“-Tape im vergangenen Jahr und mit ähnlichen Problem schlagen sich auch andere Up-And-Comer wie BHZ oder die Boloboys herum.

Trotzdem hat „Symba Supermann“ einiges zu bieten, vor allem für Fans. Wer einfach nur mehr vom bewährten Playboysmafia-Style möchte, angereichert mit einigen musikalischen Experimenten und neuen Flows, ist hier genau richtig. Und auch wem Pashanims Straßen-Geschichten aus Kreuzberg zu grimmig sind, kann sich hier auf die schillernde Seite derselben Medaille freuen. Wer dagegen auf tiefgreifendes Wachstum hofft, muss sich wohl noch etwas gedulden – aber es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Ganz im Gegenteil, der „Symba Supermann“ dreht dort oben weiter seine Runden und droppt wann er will, wie er will, was er will. 

Das zweite DIFFUS Print-Magazin

jetzt bestellen

Große Titelstory: Brutalismus 3000. Außerdem: Interviews mit Paula Hartmann, Trettmann, Lena, Berq, Team Scheisse und vielen mehr.