Videopremiere: Xul Zolar transportieren Melancholie im tanzbaren „Tell Me“ mit abstraktem AI-Video
Der Name Xul Zolar ließe es nicht vermuten (angelehnt an den argentinischen Maler Xul Solar), aber dahinter verbirgt sich eine Kölner Synth-Pop-Band. Und so schwierig auszusprechen der Name für einige auf den ersten Blick erscheinen mag, umso eingängiger sind die Songs. Das heißt nicht, dass sie simpel sind: An allen Ecken verbergen sich vertrackte Rhythmen und originelle Arrangement-Ideen, die aber durch die verdaulichen Melodien eine spannende Mischung ergeben.
Auf den bisherigen Singles zum kommenden zweiten Album „Heidelbach“ konnte man einen Schritt in noch elektronischere Gefilde verfolgen – und das nicht unbegründet: Produziert wurde die Platte vom Indietronica-Duo Coma. Die dritte Auskopplung, „Tell Me“, ist ebenfalls Synth-lastig, die groovigen Einsätze der Saiteninstrumente, die man von Xul Solars Debüt kennt, stehen hier aber auch wieder mehr im Vordergrund. Getragen wird der Song von einer simplen, aber dominanten Bassline, darüber duellieren sich kleine Gitarren- und Synthakzente.
Einen überraschenden Gastauftritt gibt es auch durch die Backing Vocals von Hanitra Wagner (Die Heiterkeit, Oracles). Allgemein gibt es im Mix sehr viel zu entdecken, überfüllt wirkt der aber nie; alle noch so kleinen Elemente greifen perfekt ineinander. So entsteht eine tanzbare Nummer, in der eine konstante Melancholie umherschwirrt.
Unmöglicher Realismus
Durch das faszinierende Musikvideo erhält der Song eine weitere ästhetische Interpretationsebene. Es stammt vom Künstler Dmitry Zakharov, der auch schon Videos für so unterschiedliche Acts wie Alt-J oder Code Orange gestaltet hat. Laut ihm ist es „mein Versuch, mit Hilfe von digitaler KI-Technologie eine Ästhetik zu erschaffen, die die Grenzen von Realität und Fiktion verschwimmen lässt und zugleich der Poetik des Songs einen würdigen Rahmen gibt. Betrachter:innen tauchen ein in eine realistisch wirkende, jedoch unmögliche Welt, die sich zwischen organischen Motiven und Formen, futuristischen Szenen aus Rauch und Neonlicht und den KI-generierten Avataren der Bandmitglieder bewegt und immer wieder in totaler Abstraktion mündet.“ Das klingt recht verkopft, wer sich aber das Video ansieht, wird sich auch einfach an den spannenden Bildern und Animationen erfreuen.

Das erste DIFFUS Print-Magazin
ab dem 16. November 2023
Große Titelstory: Mit Casper in den USA. Außerdem: Exklusive Interviews mit makko, Edwin Rosen, Paula Carolina und vielen mehr.