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Titelstory: Tua im großen Interview mit Daniela Ammermann – neues Album, Heimat und Sehnsucht

Posted in: Titelstory
Tagged: Tua

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Gebe es eine Deutschrap-Hall of Fame, dann wäre Tua Teil von dieser. Wie kaum ein anderer deutschsprachiger Künstler legte er immer wieder progressive und Genre-Grenzen sprengende Alben und EPs vor, welche bis heute zu den ungekürten Meilensteinen der Deutschrap-Historie zählen. Doch beginnen wir von vorn. 1986 veröffentlichte Michael Jackson nicht nur sein Album „Thriller“, sondern es wird auch ein gewisser Johannes Bruhns in Reutlingen geboren, welcher uns heute als Tua bekannt ist.

Bereits als Kind fängt er an Songs auf Kassetten aufzunehmen und lernt Gitarre- und Klavierspielen. Ein älterer Nachbarsjunge sozialisiert ihn mit Techno-Musik und Tua beginnt eigene Musik zu produzieren. Er konzentriert sich so sehr auf die Musik, dass die Schule immer mehr in den Hintergrund tritt und er das Gymnasium abbricht. Von Anfang an probiert sich der Reutlinger in verschiedenen Projekten aus. Das berühmteste ist dabei wohl die HipHop Gruppe Die Orsons, welches Tua 2007 mit den Rappern Maeckes, Bartek und Kaas gründete. Bis heute polarisiert die HipHop-Crew mit ihrem ironischen und sarkastischen Rap-Stil. Doch für Tua bildet vor allem sein Solo-Projekt ein kreatives Ventil.

Tua – Wem mach ich was vor

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Mit „Nacht“ veröffentlicht Tua 2005 sein Debütalbum beim legendären Royal Bunker. Neben der positiven Resonanz sieht der ehemalige Labelboss Staiger in Tua einen der talentiertesten Newcomer der Zeit und will direkt nachlegen. Doch der Reutlinger konzentrierte sich dann erstmal vor allem auf seien oben angesprochene Seitenprojekte. Darauf trennt er sich vom Royal Bunker und unterschreibt bei Samy Deluxe’s Label Deluxe Records. 2008 veröffentlicht er dann mit seinem Labelboss Samy Deluxe und Ali As den Labelsampler „Liebling, ich habe das Label geschrumpft“.

Das ein Jahr später erscheinende Solo-Release „Grau“ wird zu einem der wichtigsten Alben in Tuas Diskografie und zu einem Meilenstein in der Deutschrap-Geschiche. Tua wagte mit dem Album den richtungsändernden Schritt weg von einer einseitigen HipHop-Instrumentalisierung und hin zu einer Genre-Grenzen sprengenden Denkweise. Der damals 22-jährige nutzte Einflüsse aus HipHop, Electro, Drum & Bass und formte daraus, seinen ganz eigenen, unkonventionellen Sound. Mit „Grau“ präsentierte Tua ein Meisterwerk der Genreübergänge und kreierte eine Melancholie, die sich in die Köpfe der Zuhörer einbrannte. Ganz nebenbei erschuf Tua mit dem Album einen Blueprint für viele weitere deutschsprachige Rap-Alben.

Tua – Vorstadt

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Nach seinem Weggang von Deluxe Recods folgte Tua seinen Orsons-Kollegen Maeckes, Bartek (damals Plan B) und Kaas zum Stuttgarter Indie-Label Chimperator. Neben dem Orsons-Durchbruch in den folgenden Jahren fokussierte sich Tua aber auch auf seine Solo-Karriere. Mit „Stille“ veröffentlicht er 2010 ein Re-Release seiner alten EPs „Inzwischen“ und „Fast“. Ein Jahr später folgte mit „Evigila“ ein Kollabo-Album mit seinem Freund Vasee, welches er mit der ein Jahr später veröffentlichten Neuinterpretation „(R)evigila“ krönte. Mit „Raus“ legte Tua 2012 eine EP vor, auf welcher er sich auf einem Dubstep-Fundament präsentiert. Zwei Jahre später lieferte der Reutlinger mit „Stevia“ eine RnB-Ästhetik. Wie schon bei „Evigila“ veröffentlichte er auch zu „Stevia“ mit „(R)evia“ eine Remix-Ep. Auf „Narziss“ legte das Chimperator-Singing 2016 eine EP voller alter nie releaster Songs vor.

Trotz der recht langen Diskografie, war der Grundtenor der Musikwelt klar: Es braucht ein neues Tua Album. Nach dem „Grau“-Klassiker 2009 sollten 10 Jahre vergehen. Im Dezember 2018 hatte das Warten mit „Vorstadt“ endlich ein Ende. Im Song entführt uns Tua in die Hochhaussiedlung im schwäbischen Reutlingen, in der er als Sohn eines Ukrainers und einer Deutschen aufgewachsen ist. Schon die von Anfang an durchgezogene schwarz-weiß Ästhetik behält sich Tua im dazugehörigen Video bei. Im gleichen Zuge kündigte er sein langerwartetes selbstbenanntes Studioalbum „TUA“ an, welches am 22. März erscheinen wird. Auf seine Interpretation des aktuellen Zeitgeistes folgte mit „Vater“ ein brutal ehrlicher Song über seinen verstorbenen Vater. Ein Manifest seiner lyrischen Finesse und progressiven Klang-Ästhethik. Mit „Wem mach ich was vor“ erschien der letzte Vorbote auf das neue Album. In einem housigen Klang-Korsett präsentiert Tua mit dem Track ein Song über das Hinwegkommen. Auch hier zieht sich wieder ein roter oder bei Tua eher schweiz-weißer Faden durch seine Karriere, denn das Chimperator-Signing produzierte auch alle neuen Songs komplett selber.

Tua – Vater

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Unsere Moderatorin Daniela Ammermann hat sich für unsere Titelstory mit Tua im Berliner Funkhaus getroffen. Im Gespräch reden sie über den Weg zum langerwarteten Tua Solo-Album. Außerdem sprechen die Beiden über Heimat, Tua’s Pop-Begriff und Selbstperfektion. Im Verlauf des Gesprächs schlüsselt das Chimperator-Signing außerdem weitere Motive der Platte auf.