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What’s Poppin? Gunna im Kreuzfeuer, A$AP Rocky feiert Jubiläum & Rap vom hohen Ross

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Hat Gunna vor Gericht gesnitched?

Es gibt News in Sachen YSL – das Musik-Label, nicht das Modehaus, versteht sich. Gunna ist seit Dezember wieder auf freiem Fuß, allerdings nicht ohne Kontroverse. Denn während im Lauf seiner monatelangen Haft immer wieder der Hashtag „#FreeGunna“ in den sozialen Netzwerken kursierte, weht inzwischen ein ganz anderer Wind. Young Thug und viele weitere Akteure aus dem YSL-Umfeld sind weiterhin hinter Gittern und um frei zu kommen musste Gunna einen Deal mit der Staatsanwaltschaft eingehen und kooperieren. Nun hat die ganze Rap-Szene ihren Blick auf Young Thugs erfolgreichem Protegée: Hat er gegenüber seinen Freunden und Kollegen gesnitcht?

Auf Instagram dementiert Gunna diese Vorwürfe lautstark: „Leute tun so, als würde man die Seite wechseln. Aber es gibt nur eine Seite! #YSLthelabel“. In den Kommentaren macht sich ausgerechnet 6ix9ine über die Situation lustig, der ja seinerzeit ebenfalls als Snitch geächtet wurde. Aber auch aus dem direkten Umfeld gibt es Kritik: Nachdem sich Gunna kürzlich über den Tod seines Label-Kollegen Lil Keed zu Wort gemeldet hatte, gab es böse Worte von dessen Bruder Lil Gotit, der immernoch in Haft sitzt. Außerdem entfolgte er Gunna auf Instagram. Wie viel an den Vorwürfen gegen Gunna tatsächlich dran ist, wird sich wohl erst klären, sobald Label-Chef Young Thug selbst wieder frei ist – ein öffentlicher Bruch wäre aber angesichts der Erfolgsgeschichte von YSL und der engen Beziehung zwischen ihm und seinem Schützling wirklich krass.

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Zehn Jahre „Long Live A$AP“

Vorgestern vor genau zehn Jahren wurde Rap-Geschichte geschrieben: A$AP Rocky veröffentlichte am 15. Januar 2013 sein Debütalbum „Long Live A$AP“. Dabei war das keineswegs das erste Mal, dass der „Pretty Flakko“ aus Harlem das erste Mal von sich hören machte. Schon sein 2011 erschienenes Mixtape „Live Love A$AP“ sorgte mit Untergrund-Hits wie „Purple Swag“ und „Peso“ für Aufsehen und Interesse. Zwei Jahre später knüpfte Rocky daran mit seinem ersten offiziellen Studioalbum an und sorgte endgültig für den Anbeginn eine neuen Zeitrechnung. Wegen dieser Platte gingen Marken wie Pyrex (das später zu Off-White wurde) und Hood By Air oder billigerer Abklatsch wie Black Squad, Criminal Damage und Comme des Fuck Down durch die Decke. Wegen dieser Platte stilisierten abertausende von Tumblr-Teens jedes „A“ zu einem „V“.

Und auch die aufstrebende Trap- und Cloud Rap-Bewegung, die in den folgenden Jahren die Hip-Hop-Welt aufmischte, wurde maßgeblich durch die psychedelischen Beats und Flows von „Long Live A$AP“ geprägt. Genauso auch übrigens ich selbst: Ich weiß noch, wie ich als 13-jähriger Grünschnabel vor meinem Bildschirm saß und mir gleichermaßen verstört wie auch fasziniert ansah, wie eine Truppe Halbstarker in Ice Hockey-Masken die Nachbarschaft von Harlem terrorisiert, während A$AP Rocky genüsslich über ein Imogen Heap-Sample spittet. Zum Jubliäum serviert der frisch gebackene Papa dem Song „Angels“ ein alternatives Musikvideo, das bisher unveröffentlichte Aufnahmen von damals zeigt. Damals, als A$AP Yams noch am Leben war, der Mob vereint und das Leben einfach einfacherer schien. In diesem Sinne: Danke, Rocky, für all die Modesünden und Fehlkäufe meiner Jugend und für „Long Live A$AP“.

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Armani White feat. Denzel Curry – „Goated.“

Es gibt neue Musik von Armani White. Sagt euch nichts? Der hier: „Bitch, I’m stylish, Glock tucked, big t-shirt, Billie Eilish“. Tatsächlich macht der aufstrebende Rapper aus Philadelphia schon seit 2017 Musik und hat sogar schon ein Album auf dem Markt, der große Erfolg über Nacht kam dann aber erst im vergangenen Jahr mit dem viralen Hit „Billie Eilish“. Innerhalb kürzester Zeit sammelte das Snippet zum Song auf TikTok Millionen von Klicks und machte Armani White aus dem nichts zum gefragten Newcomer mit Plattenvertrag. Seine nächsten Schritte plant er mit Bedacht, seit seinem Überhit hat er nur zwei Singles veröffentlicht: „Diamond Dallas.“ und „Goated.“

Zu letzterer erscheint nun eine Art Remix – ergänzt um einen Beitrag von einem echten Schwergewicht im Rap-Game: Denzel Curry. Ihre beiden Stile harmonieren sehr stimmig miteinander, wobei mich Armani White immer ein bisschen an eine Mischung aus Baby Keem und Denzel Curry erinnert. Denzel Curry dagegen flext mit genau dem Flow, der „Immortal“ zum Bottle Flip-Hit gemacht hat. Und zum Ende kommt dann sogar noch ein überraschend majestätischer Chor-Part hinzu. Ob sich Armani White so früh in seiner Karriere schon als „Goated“ bezeichnen kann, wage ich zu bezweifeln, aber er scheint auf einem guten Weg zu sein. 

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Peet – „Ok Ok“

Wie dem einen oder der anderen mit Sicherheit schon aufgefallen ist, fokussiert sich diese Kolumne über internationale Rap-Musik vor allem auf US-amerikanische und britische Themen. Das liegt nicht daran, dass der Rest der Welt keine spannende Musik zu bieten hätte, sondern viel eher an der Sprachbarriere, die im text-lastigen Rap-Genre durchaus nicht zu unterschätzen ist. Natürlich gibt es großartige Rapper:innen in Skandinavien, Italien, Russland, aber über sie zu schreiben, ohne zu verstehen, was sie da sagen, erscheint mir etwas problematisch.

Manchmal bekommt man dann aber doch auch als deutsche Kartoffel Zugang zu anders-sprachiger Musik und so ging es mir kürzlich mit dem belgische Rapper Peet. Auf YouTube wurde mir das Musikvideo zu seinem Song „Ok Ok“ rein gespült und um diesen Vibe zu catchen reicht mein eingerostetes Oberstufen-Französisch dann gerade noch so aus. Im Clip flaniert Peet durch seine Heimatstadt Brüssel und liefert gehetzte Flows über einen genauso gehetzten Piano-Beat. Müsste ich für diesen Style ein deutsches Pendant finden, würde ich vielleicht auf Alligatoah oder Ssio setzen, auch wenn Peets übrige Songs in eine andere Bresche schlagen. Und wieder einmal zeigt sich: Ein Blick über den sehr eingeschränkten Tellerrand lohnt sich immer.

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AntsLive – „Just a matter of time“ (Album)

Britische (Rap-) Musik ist oft genau deshalb so geil, weil sie so unmissverständlich britisch klingt. Ob UK Garage oder Jungle, Grime oder Drill, all diese Genre sind  zutiefst von der musikalischen wie auch tatsächlichen Sprache des Vereinigten Königreichs geprägt. Der Newcomer AntsLive fällt da gewissermaßen raus. Auch er kommt wie so viele aktuelle Rap-Talente aus London, auch er hat den dortigen Slang und die Kultur tief in seiner DNA verankert. Aber wer sich das neue Debüt-Mixtape „Just a matter of time“ anhört, merkt schnell, dass AntsLive eine größere Bühne anstrebt als nur die lokale oder nationale.

Natürlich sind auch hier einige Drill-Beats vertreten, aber man hat das Gefühl, Ants ziele mehr auf die Fans von Travis Scott, Baby Keem und A$AP Rocky ab, als auf die von Headie One & Co. Abschließend möchte ich euch als Anspiel-Tipp noch den Song „Number One Candidate“ mitgeben, zudem es auch ein Musikvideo auf YouTube gibt. Der Beat klingt verdächtig nach den mächtigen Bläsern von Young Thugs „Hot“, aber die tighten, hungrigen Flows von AntsLive lassen über diese Ähnlichkeit schnell hinweg sehen. Und habt ihr schonmal jemanden im vollen Galopp Rappen sehen? Ich auch nicht.

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Moneybagg Yo feat. GloRilla – „On What U On“

Erinnert ihr euch noch an das großartige „We Cry Together“ von Kendrick Lamars „Mr. Morale & The Big Steppers“? Für viele, mich eingeschlossen, war dieses vehemente Streitgespräch zwischen Kendrick und Feature-Gast Taylour Paige nicht nur ein musikgewordener Inbegriff toxischer Beziehungen, sondern auch ein absolutes Highlight auf der Platte. So oder so: Glorilla und Moneybagg Yo haben sich jetzt kürzlich an etwas ähnlichem versucht. „On What U On“ heißt der neue Songs vom Rap-Veteranen und der Newcomerin, die im letzten Jahr mit Songs wie „F.N.F. (Let’s Go)“ oder „Tomorrow 2“ mit Cardi B schlagartig in aller Munde war. Gewissermaßen ist „On What U On“ die Trap-Version von „We Cry Together“, mehr 808s wo vorher Bum-Tschak-Drums waren, mehr Hood-Attitude, wo Kendrick und Taylour beinahe schon schauspielerisch performten. An dieses Level kommen Moneybagg Yo und Glorilla vielleicht nicht ran, trotzdem lässt sich ihr Kollaboration durchaus sehen und hören.

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