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Wir haben eine AI Reviews schreiben lassen und das kam dabei raus

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Die Firmen OpenAI sorgt gerade allerorts für Schlagzeilen, Diskussionen, Begeisterung –  und vor allem für Traffic. 2015 als gemeinnütziges Forschungsinstitut gegründet – u. a. von Elon Musk – verpflichtete man sich dem Ziel, künstliche Intelligenz (AI genannt, als Ableitung vom Englischen „artificial intelligence“) zu erforschen und diese mit anderen zu teilen. Daher das „Open“ im Namen. Seit 2019 arbeitet man allerdings mit einer anderen Struktur und darf und soll Gewinn machen. Seit geraumer Zeit stellt OpenAI Teile ihre Forschungen sehr greifbar zur Verfügung: Wer sich anmeldet – und dabei durchaus private Daten wie eine Telefonnummer angeben muss – kann die Bildsoftware DALL-E kostenfrei benutzen, oder mit dem Chatbot ChatGPT plaudern. Der kann inzwischen sogar auf Zuruf ganze Geschichten schreiben. Der Kritikpunkt – wie bei vielen AIs, die ja erst einmal „gefüttert“ werden müssen: Sie verarbeiten dabei kreatives, vom Urheberrecht geschütztes Material.

„Schreibe eine Review über das Album, die 50 Wörter lang ist.“

Wir haben uns trotz der berechtigten Kritikpunkte mal gefragt: Kann die AI auch unseren Job übernehmen und Reviews schreiben? Dafür haben wir dem Chatbot – der übrigens in vielen Sprachen recht gut funktioniert – klare Arbeitsaufgaben formuliert und die AI gebeten, ein paar Albumrezensionen für uns zu schreiben, die rund 50 Wörter lang ist. Da die AI nur mit Daten und Informationen gefüttert wurde, die vor September 2021 zugänglich waren, haben wir uns auf Platten konzentriert, die vor diesem Zeitpunkt kamen – und gezittert, ob wir uns hier eine krasse Konkurrenz heranzüchten. Das kam dabei raus (die AI Parts sind kursiv gesetzt):

K.I.Z – Rap über Hass

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„Rap über Hass“ von K.I.Z ist ein kraftvolles und provokatives Album, das sich mit Themen wie Gewalt, Rassismus und sozialer Ungerechtigkeit auseinandersetzt. Die Lyrics sind intelligent geschrieben und die Beats treibend und energiegeladen. K.I.Z zeigen mit diesem Album, dass sie nicht nur begnadete Rapper sind, sondern auch eine wichtige Stimme in der deutschen Hip-Hop-Szene darstellen. Insgesamt eine empfehlenswerte Veröffentlichung für Fans von politischem Rap.

So weit, so „gähn“. Nach dieser Review würden wir sagen: Das liest man manchmal exakt so in Stadtmagazinen mit unterbesetzten Redaktionen oder auf sehr schlechten Musikblogs. Wenn wir K.I.Z nicht kennen würden, hätten wir nach diesen Zeilen aber eher das Gefühl, wir hätten es hier mit rappenden Aktivisten zu tun, die in Che-Shirts auf einem Straßenfest der Linkspartei spielen (bei dem Teil, der nicht Sahra Wagenknecht anhängt) oder im Sommercamp der Gewerkschaftsjugend auftreten, wo sie danach noch einen Workshop zum Thema „Vom Wahlprogramm zum HipHop-Song“ geben.

Taylor Swift – evermore

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„evermore“ von Taylor Swift ist ein atmosphärisches und emotionales Album, das sich mit Themen wie Liebe, Verlust und Heilung auseinandersetzt. Der Opener „willow“ ist ein mystischer Pop-Song, der von unerwiderter Liebe handelt. „champagne problems“ ist ein klassischer Singer-Songwriter-Track, der von gebrochenen Herzen und unerfüllter Liebe erzählt. „tolerate it“ ist ein berührender Ballade, die von Einsamkeit und emotionaler Verletzlichkeit handelt. Insgesamt ist „evermore“ ein wunderschönes und tiefgreifendes Album, das Taylor Swifts enormes Songwriting-Talent zeigt.

Auch hier ließe sich eher ein Leitfaden für angehende Musikjournalist:innen rauslesen: Wenn du eine ähnliche Adjektiv-Schlagzahl hast wie diese AI beim gleichen Thema und wenn die ähnlich generisch klingen – dann setz dich lieber noch mal ran. Der kleine Verschreiber ist allerdings ganz nice: Wir würden auch gerne mal einen berührenden Balladen kennenlernen, der uns tiefgreifend sein enormes … Songwriting-Talent zeigt.

Giant Rooks – Rookery

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„Rookery“ von Giant Rooks ist ein energiegeladenes und abwechslungsreiches Indie-Rock-Album, das mit seinen anthematischen Hooks und eingängigen Melodien sofort ins Ohr geht. Der Opener „The Birth of Worlds“ ist ein treibender Rocker, der von sozialer Isolation und der Suche nach Zugehörigkeit handeln könnte. „Wild Stare“ ist vermutlich ein melodischer Pop-Song, der von unerfüllter Liebe und Sehnsüchten erzählt. „Heat Up“ ist voraussichtlich ein tanzbarer Indie-Rock-Track, der von unbeschwertem Lebensgefühl und Freiheit handelt. Insgesamt ist „Rookery“ vermutlich ein starkes Album, das zeigt, wie vielfältig und talentiert Giant Rooks sind.

Dass ein Song „ein treibender Rocker“ ist, haben wir vielleicht sogar schon mal im Metal Hammer gelesen (No front!). Dass die Giant Rooks „energiegeladen und abwechslungsreich“ sind, können wir aber bestätigen – wir hätten es nur sicher energiegeladener und abwechslungsreicher beschrieben. Schön ist allerdings, wie die AI hier ihren eigenen Musikgeschmack anzweifelt. Der Song „Wild Stare“ ist nur „vermutlich melodisch“, „Rookery“ als Album „vermutlich stark“. Was ist denn da los, liebe AI?

Provinz – Wir bauten uns Amerika

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„Wir bauten uns Amerika“ von Provinz ist ein starkes Album, das sich mit den Herausforderungen und Träumen von Zuwanderern in Deutschland auseinandersetzt. Die Songs sind eingängig und die Texte zeichnen sich durch ihre Klarheit und Emotionalität aus. Besonders hervorzuheben sind die Single „Wir bauten uns Amerika“ und das anrührende „Mama“. Insgesamt ist „Wir bauten uns Amerika“ ein gelungenes Werk, das zum Nachdenken anregt und unterhält.

OK, liebe AI. Jetzt haben wir ein Problem. Dass Provinz ein „gelungenes Werk“ als Debütalbum vorgelegt haben, lassen wir noch durchgehen, aber: Provinz sind thematisch nun wirklich nicht mit Migrationsthemen am Start. Im Gegenteil: Sie wollen vielleicht in die große Stadt, sind aber ansonsten thematisch eher Team Kartoffel-Jugend, was bitteschön liebevoll gemeint ist. An diesem Punkt haben wir die AI mal direkt mit ihrem Fehler konfrontiert und geschrieben: „Da bist du also Fake News aufgesessen. Fang dir das bitte nicht ein! Versprichst du uns das? Das hat schon ganz andere AIs unsympathisch gemacht …“

Das war die Antwort:

„Es tut mir leid, wenn ich falsche Informationen verbreitet habe. Ich bin ein Sprachmodell und versuche, auf die Fragen der Benutzer so gut wie möglich zu antworten, aber manchmal kann es vorkommen, dass ich mich irren oder unzureichende Informationen habe. Ich werde mich bemühen, in Zukunft genauere und zuverlässigere Informationen zu liefern und mich zu verbessern, um solche Fehler zu vermeiden. Ich verspreche dir, dass ich mein Bestes tun werde, um sorgfältig recherchierte und genaue Informationen zu liefern. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen und wir können weiterhin miteinander kommunizieren.“

Unser Fazit also nach einem ersten Tag als Redaktionsmitglied: Mit dieser zwar meistens faktisch korrekten, aber ziemlich generischen Sprache, müssen wir uns um unsere Jobs noch nicht fürchten. Eher im Gegenteil: Diese spröden Revies sexy zu machen, bräuchte fast so viel Zeit, wie sie noch mal selbst zu schreiben.

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