Witz, Trotz & Tabubruch: Die Geheimzutaten von Paula Carolina
Paula Carolina: Ein Name, der so simpel ist und allein phonetisch so angenehm verdaulich und harmonisch klingt. Der Künstlerin dahinter ist es aber nicht immer nur nach verträglichen Sachen zumute, anzuecken scheint ihr Spaß zu machen. Zum Beispiel mit einem Sound, der sich stets weiterentwickelt, und gesellschaftskritischen Texten samt Augenzwinkern.
Von der Uni zum Vollzeitjob
Ihren Anfang macht Paula als Singer-Songwriterin, die hobbymäßig neben der Uni hin und wieder ihre Gedanken zu Papier bringt. In einem Pop-Kurs lernt sie dann die Musiker:innen, mit denen sie ihre Songs mittlerweile schreibt und performt, kennen. Schnellt merkt sie hier, dass sie die Begeisterung für diese Kunst erfüllt und sie Musik als Vollzeit-Job nachgehen will, und bricht ihr Politikstudium ab.
Die frühsten Songs und ihre erste EP „Aus der Blüte des Lebens“ klingen nach eher entspanntem Bedroom-Pop, der im Vergleich zu den aktuellen Veröffentlichungen noch ruhiger und zurückgelehnter ist. Musikalisch noch nicht ganz zu dem geformt, was sie jetzt ist, aber schon mit einem Hang zu catchy Melodien und vor allem Witz und griffigen Zeilen.
Die richtige Dosis Humor
Was nicht heißen soll, dass Paula einfach nur lustig und unbeschwert textet und alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Ganz im Gegenteil: Die Gegenstände ihrer Texte sind oft fest verankerte gesellschaftliche Ungerechtigkeiten oder „Tabu“-Themen, die mehr besprochen werden sollten. Schon in der Debütsingle „Du und das schwarze Loch“ behandelt sie Gewalt gegen Frauen und liefert mit dem darauffolgenden „Erika“ eine Ode an queere Liebe.
Ihre Themen kann sie aber eben mit Leichtigkeit, frecher Ironie und ohne große Dramatik formulieren. Egal ob sie jemandem wünscht: „Hoffentlich geht dir sonntags mal die Nutella aus“ oder nach Consent fragt: „Samstagabend kurz vor Acht hab ich was Unanständiges gemacht / Denn ich hab dich gefragt, wie ich’s dir am besten mach‘“. Aufgrund dieser gesunden Mischung aus Ernst und Humor beschreibt sie im Pressetext den Besuch eines ihrer Konzerte auch als „rebellieren und erwachsen werden am selben Abend“.
Dass sie diese Seite ihrer Persönlichkeit noch mehr betonen will, hat sich auch musikalisch geäußert: Aufgedrehter, rockiger und schriller kommen die neuen Songs daher. Den bisherigen Höhepunkt hat das mit der Single „Schreien!“, der ein wenig nach NDW-Bands à la Ideal klingt und auch passenderweise ein ebenso schrilles Thema hat: Berlin. An Charisma und Energie fehlt es Paula Carolina in jedem Fall nicht.
Klare Ansage
Mit der Single „Bitte Bitte“, die diesen Freitag erschien, unterstreicht Paula nochmal ganz klar ihre feministische Ader. Im Song macht sie sich über toxische Männlichkeit und sexistische Kommentare gegenüber FLINTA*-Personen lustig. Dabei textet sie betont passiv aggressiv und fragt ganz subtil: „Findest du mich hübsch genug? / Dann kann ich dir ja endlich sagen, was ich denke: / Kannst du bitte, bitte, bitte deine Fresse halten?“ Statement genug?
Diese Prise Bissigkeit verfeinert dann nochmal das Grundrezept, das wir nun für Paula Carolina zusammenfassen können. Man nehme: Das Ignorieren jeglicher Tabu-Labels, die mal auf Themen gelegt wurden, dies bildet die Grundlage. Das vermengt man dann mit einem Schuss Humor und einer ordentlichen Prise Trotz. Und fertig ist: Paula Carolina.