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Luis kombiniert Trap-Attitüde mit Pop-Melodien

Wer als aufstrebender Newcomer mit „Luis“ einen Künstlernamen wählt, der genau so gut auch ein gewöhnlicher Vorname sein könnte, geht das Risiko ein, in Zeiten von Youtube-Trends und Spotify-Playlisten nicht gefunden zu werden. Aber bei Elias hat genau das schließlich auch schon funktioniert, warum also nicht auch hier, denn Potenzial für Hype bietet Luis mit Sicherheit. Der Newcomer stammt aus einer Kleinstadt in Norddeutschland. Erste musikalische Erfahrungen macht er in Hamburg, wo er als Kinderdarsteller im Musical „König der Löwen“ mitspielt. Als er schließlich nach seinem Abschluss in die Hansestadt zieht, ist er schon um einiges weiter, produziert und schreibt eigene Songs mit Freunden. 2015 veröffentlicht er dann erstmals offiziell Musik, damals noch mit englischen Texten und als Luis Sullivan, einen Namen, den er allerdings schnell auf Luis reduziert. Bereits ein Jahr später erscheint in Form der „Atmosphere“-EP ein erstes Projekt, das die Ambitionen des jungen Künstlers zeigt.

Luis – We Roll

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Die internationalen Anleihen, mit denen sich Luis präsentiert, kommen nicht nur von seinen englischsprachigen Texten, auch musikalisch haben seine selbstgebauten Produktionen damals mehr mit amerikanischem Soundcloud-Rap als mit der hiesigen Szene zu tun. Von diesem Zeitpunkt an schleift Luis seine Ästhetik nur immer feiner und präziser, wie der folgende Mixtape-Zweiteiler „Bandanas & Wav.s“ eindrucksvoll zur Schau stellt. Seine Vision schreibt sich Luis auf die Fahne – beziehungsweise in die Instagram-Bio: „Imma bring Pop-Trap back!“. Pop-Trap, so lässt sich seine Musik tatsächlich gut beschreiben. Baller-Attitüde trifft auf gesungene Flows, während die wuchtigen Trap-Drums von eingängigen Melodien dominiert werden.

Luis – Lonely

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2018 kommt dann mit „Callgirl“ der erste Song auf Deutsch, eine Entscheidung, die Luis weitere Diskographie prägt. Die nächsten beiden Tapes, „Nitro“ und „Nitro 2“, berappt der Musiker ebenso auf seiner Muttersprache, außerdem holt er sich mit Feature-Gästen wie Brown-Eyes-White-Boys oder Yun Mufasa andere hochkarätige Newcomer dazu, die seine Vision teilen. Der sprachliche Umstieg gibt Luis‘ Zeilen eine neue Direktheit, ohne dabei an Musikalität einzubüßen: „Sie legten mir Steine in den Weg/Bald hab‘ ich Steine auf der Chain“. Als wäre er ein Teil des Instrumentals flowt Luis mühelos über den melodischen Gitarren-Beat von „Soya“ und widerlegt damit jeden, der behauptet, Deutsch sei zu hart und kantig für Musik.

Luis – Soya

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Auch nach dem Release von „Nitro 2“ im vergangenen Jahr, macht Luis keine Anstalten, einen Gang herunterzuschalten. Mit „999“ veröffentlicht er eine Hommage an Juice World kurz nach dessen Tod, für den Remix kann er Ananas-Squad-Anführer Lil Lano gewinnen. Nun steht die Veröffentlichung von „Nitro 3“ vor der Tür und alles scheint darauf hinzudeuten, dass der dritte Teil der Reihe zum Zenit von Luis‘ bisherigem Schaffen wird. Entsprechend hat der Rapper das Projekt erst vor wenigen Tagen mit der passenden ersten Single eingeläutet: „Freunde“. Das Feature für den Song kommt von niemand geringerem als Edo Saiya, der im Umfeld von Sierra Kidds Team Fuck Sleep selbst gerade einen Hype erlebt, der sich sehen lässt. Über den melancholischen Klavier-Beat breiten die beiden Newcomer ihr Mindset aus: Der Kreis bleibt klein und bis Reichtum und Fame erreicht sind, wird keine Pause eingelegt. Diese materialistische Narrative kennen wir zu Genüge aus US- und Deutschrap, entscheidend ist aber die Authentizität, mit der Luis seinen Weg beschreitet: „Montana schickt den Ordner voll Fuego/ Ich speicher meine Feelings in der Memo“. Dieses Konzept, seine Gefühle mit Trap-Ästhetik auf melodiöse Beats zu packen, scheint für Luis gerade aufzugehen. Er hält fokussiert an seiner Vision vom Fusions-Genre Pop-Trap fest – bis der Fuhrpark irgendwann nicht mehr nur eine Location im Musikvideo ist.

Luis x Edo Saiya – Freunde

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